mind the gap



In ihren letzten Arbeiten beschäftigt sich Michaela Schweiger mit Verweis- und Repräsentationssystemen in elektronischen Medien. Ihre Befragung dieser Systeme fokussiert deren Beteiligung an der Produktion von „Wirklichkeit“. Dabei stellt sie die Struktur und die städtische Kommunikation einer im Netz existierenden, virtuellen 3D-Stadt, realen urbanen Gegebenheiten gegenüber. Die verschiedenen Arbeiten funktionieren als korrespondierende  Kapitel.
Das dritte Kapitel dieser Stadtgeschichten – „mind the gap“ –erkundet die Vermischung der Gegebenheiten „realer“, massen-medialer und virtueller Räume innerhalb der Netzkommunikation. Im Mittelpunkt steht die Vermischung individueller und soziale Bedingungen der Computernutzer mit den in der virtuellen Stadt herrschenden Regeln und Inszenierungen.
Betritt man den Ausstellungsraum, steht man einer Fassadenkulisse gegenüber. Diese abstrahierte Konstruktion ist an die zu Demonstrationszwecken im öffentlichen Raum gebauten Modellfassaden angelehnt. Ihre stereotype Architektur stellt einen Ausschnitt von Stadt dar, der weder einer konkreten Stadt noch einem spezifischen urbanen Raum zuzuordnen ist.
Auf die Fassade sind Zeichnungen und Texte gekleistert, die Teil eines Storyboards sind. Die auf den Zeichnungen abgebildeten Räume repräsentieren typologische Räume. Kleidung und Haltung abgebildeter Personen fungieren ebenso wie die Räume, in denen sie sich bewegen, als Codes, die auf die kulturelle und soziale Zugehörigkeit innerhalb der städtischen Gesellschaft verweisen oder zu verweisen scheinen.
Die Videos der Installation zeigen ruhige, langsame Einstellungen städtischer Räume und scheinen auf den ersten Blick, ähnlich der Fassadenkulisse, beispielhafte Filmeinstellungen zu sein. Bei näherem Betrachten der Story verweben sich die verschiedenen Elemente der Installation. Die Fassade funktioniert nicht mehr nur als Kulisse und Träger des Storyboards, vielmehr wird sie Teil der Geschichte, während die Videos Filme innerhalb des fiktiven Films werden.

Während die ersten beiden Kapitel der Werkreihe darauf abzielen die Systeme von Wirklichkeit bzw. virtueller Realität zu untersuchen, liegt der Schwerpunkt des dritten Kapitels auf der Parallelisierung der Konstruktionen von Realität und von Fiktion.



Ulrike Kremeier zu der Ausstellung "mind the gap" im November 2002 in der plattform Berlin.