Besuch bei Themroc



Der „Besuch“ Michaela Schweigers koppelt die Positionen der 70er Jahre zum Thema Arbeit bzw. dem Austritt aus der Arbeitswelt mit den Erfahrungen des 21. Jahrhunderts, um den heute stark spürbaren Verlust von Arbeit und die Möglichkeit, zukünftig Identitäten über diese zu definieren, herauszuarbeiten. Der 1973 gedrehte Film „Themroc“ ist Ausgangspunkt des Projektes. Dieser Film erzählt über die Zwänge der Arbeitsgesellschaft und einen ihrer Protagonisten (Michel Piccoli). Im Laufe des Filmes verweigert sich dieser Anstreicher (Michel Piccoli) der Monopolstellung der „Arbeit“, die definiert, wer wir sind und welcher unser Platz in der Gesellschaft ist. Mit anarchischer Maschinen-Stürmer-Mentalität tritt er aus der Arbeitswelt aus und mauert sich in seiner Wohnsilo-Wohnung ein.

„Besuch bei Themroc“ parallelisiert die Lebenssituation zweier „Arbeiter“ in einer Art Gegenüberstellung der zwei Männer. Die eine Sequenz ist aus den abstrahierten Bildfolgen Themrocs geschnitten. Die andere Sequenz besteht aus neu gedrehtem Material. Die parallel erzählten „Geschichten“ knüpfen an die Filmeinstellungen der zuvor angesprochenen Lebensgeschichte an oder kommentieren diese.
Die neu inszenierten Szenen sind eine Zustandsbeschreibung der Arbeitsgesellschaft des 21. Jahrhunderts. Gedreht in einer ostdeutschen Planstadt – die explizit für eine arbeitende Bevölkerung gebaut wurde – zeigt der Videofilm eine Arbeitsgesellschaft, der die bisher bekannte Arbeitsstruktur verloren gegangen ist. Diese Bilder organisierter Untätigkeit stehen in einer Art Parallelmontage Bildern aus Themroc gegenüber, die die nicht zuordenbare, von Arbeit befreite, Aktivität Michel Piccolis zeigen. Dann kreuzen sich die Geschichten. Ein analoger Wecker wandelt sich in einem matchcut in einen digitalen Wecker. Aber für die Helden beider Filmteile ist der Wecker sinnlos geworden.

Die Installation besteht aus dem Modell einer Plattenbaufassade, deren Unterkonstruktion zu sehen ist. Ob sich das Modell im Auf­ oder Abbau befindet bleibt unklar. Die Konstruktion verweist auf die modularen Systeme der Nachkriegsmoderne. Auf der Rückseite der Wand ist der Film „Besuch bei Themroc“ projiziert.
Der Film wurde in einer ehemaligen Planstadt der DDR, Hoyerswerda, gedreht. Hoyerswerda leidet nach der Abwicklung des dortigen Braunkohleabbaus an einem dramatischen Bevölkerungsschwund. Eine große Zahl der Plattenbauten steht leer und wird abgerissen. Viele Bürger aus Hoyerswerda haben sich an den Dreharbeiten beteiligt.